Der Jingle des Programms läuft, das Publikum applaudiert.

„Guten Abend, meine Damen und Herren, hier beim alten Eisen“

Der Applaus lässt nach.

„Heute, heiße ich einen ganz besonderen Gast willkommen. Er dient der Armee als Soldat nunmehr seit über einem Jahrhundert, er hat wohl jede Auszeichnung bekommen, die man in der Armee erreichen kann und ist der letzte Überlebende des Planetenkrieges. Meine Damen und Herren, eine lebende Legende, Joseph Gelb, der rote General“

Die Kamera schwenkt auf einen Mann gegenüber des Gastgebers. Er trägt eine Militäruniform und mehrere Abzeichen. An den Stellen an denen seine Haut sichtbar ist glänzen polierte rote Platten. An seiner rechten Hand laufen die Platten zu einer Schere zusammen, der gesamte linke Arm fehlt. Seine Augen sind schwarz, eine Pupille ist nicht auszumachen. Fühler hängen von Mundpartie und Wangen herab, manche von ihnen tasten durch die Luft.

Der Applaus des Publikums schwellt an und fällt wieder ab als der General das Wort erhebt.

„Guten Abend Herr Weise, es ist mir eine Freude ihrer Sendung heute beiwohnen zu können.“

„Ebenso Herr General. Nun, manche unserer jüngeren Zuschauer werden vielleicht noch gar nicht wissen wer genau sie sind und warum sie in der Armee so viel erreicht haben“

Ein leises Gelächter erklingt aus dem Publikum.

„Ach ja, hat ja auch nicht jeder Zeit ein Geschichtsbuch zu studieren. Nun, ich bin zur Zeit des Planetenkrieges auf die Welt gekommen und habe als Soldat meinen bescheidenen Beitrag geleistet. Seit dem habe ich mein restliches Leben damit verbracht Cordia weiter zu dienen.“

„Ihrer Bescheidenheit ehrt sie Herr General, aber sie waren doch ein wichtiger Faktor darin dass der Planetenkrieg beendet wurde.“

„Da haben sie nicht ganz Unrecht. Ich war General bei der Invasion von Rehra. Durch das zerschlagen der Union waren wir wieder eine Weltmacht und der Krieg wurde für beendet erklärt. Aber ein General muss im Auge behalten für was er kämpft. Es gab viele Tote bei der Invasion und auf beiden Seite wurde der Krieg mit grausamen Mitteln geführt.“

Der General greift nach seinem linken Arm, aber findet nur Leere. Er gestikuliert danach mit seiner Schere zu seinem Gesicht.

„Wo sie schon darauf aufmerksam machen. Wie kam es dazu, dass sie etwas von dem blühenden Hasenatem zu sich nehmen konnten?“

„Ja das ist schon eine großartige Geschichte. Wir waren damals auf einem Himmelfahrtskommando mit sechs Männern, um einen Transport zu überfallen, der irgendetwas Wichtiges beinhalten sollte. Wir überfielen den Transport hatten aber nicht mit dem Widerstand gerechnet den sie leisten würden. Wir konnten sie alle besiegen und ich war der letzte Überlebende. Sie hatten nach Verstärkung gerufen und ich musste dann schnell handeln. Ich betrat den Transporter und entnahm das wichtige Objekt, von dem ich an dem Zeitpunkt immer noch nicht wusste was es ist und floh. Meine Wunden machten mich lahm und irgendwann konnte ich nicht mehr weiter. Ich versteckte mich sah aber ein das Sie mich bald aufspüren würden. Bevor ich starb, beschloss ich, wollte ich dann aber doch noch wissen was denn so wichtig war, dass es den Tod von sechs Männern Wert war. Und da war er, der blühende Hasenatem, sie können ja sehen was es mit mir gemacht hat.“

Der General lacht hohl.

„Eine spannende Geschichte Herr General. Wie hat sich denn ihre neu entwickelte Fähigkeit auf ihr Leben ausgewirkt?“

„Nun in dem Moment hat es mein Leben gerettet. Die Platten boten genug Schutz vor Kugeln dass ich mich meiner Verfolger entledigen konnte und meine lange Lebensspanne hat bedeutend dass ich auf den restlichen Krieg Einfluss nehmen konnte.“

„Also hat es sich positiv auf ihr Leben ausgewirkt.“

„… insofern das ich noch lebe, ja. Aber, … es war nicht alles einfach. Als ich zu unseren Truppen zurückkehrte musste ich Sie erstmal davon überzeugen kein Monster zu sein dass aus irgendeiner Höhle gekrochen ist und selbst als das geklärt war, saß ich noch eine Weile in Haft weil vermutet wurde ich hätte meine Kameraden getötet, aber das ging vorüber. Ich blieb und bin bis heute auch noch, ein Außenseiter. Heute, müssen sie wissen habe ich Freunde, Verwandte, Liebhaber die mir allesamt am Herzen lagen kommen und gehen sehen, ich habe sie alle überlebt. Man … könnte sagen, ich bin … allein.“

Der General wirkt abwesend, als ob er etwas beobachtet was sich nur für ihn abspielt. Der Gastgeber hingegen blickt ihn nervös und etwas ratlos an.

„Nun, ähm, Herr General, … reden wir doch über den Konflikt mit den Lacerianern. Was denken sie über die momentane Situation.“

Der General kehrt in die Realität zurück.

„Herr Weise, ich habe ein langes Leben gelebt, in dem ich in meiner Tätigkeit viel Blut und Leid mit ansehen musste. Die Welt hat sich verändert seit damals, seit dem Planeten Krieg… Es ist nicht mehr das Gleiche“

„Was meinen sie damit wenn sie sagen es ist nicht mehr das Gleiche?“

„Ach ja, Jungspunde wie Sie können, dass ja gar nicht mehr wissen“

Der General lacht.

„Ich rede natürlich vom größten Reich das je existiert hat, Cordia! Wir sind nicht mehr geeint wie damals. Cordia hätte es vielleicht mit Grägel aufnehmen können, aber so wie wir jetzt sind…“

„Sie glauben also, dass die Staaten sich einigen müssen bevor wir einen Krieg führen“

„Nein. Ich glaube wir sollten überhaupt keinen Krieg führen“

Der Gastgeber schaut den General verdutzt an.

„Entschuldigen Sie? Überhaupt keinen Krieg?“

„Sie haben mich schon richtig verstanden. Wir sollten keinen Krieg führen. Ich weiß die Propaganda hat ihnen viel von dem starken Militär und der Ehre der Menschen erzählt, Humbug! Fragen sie mal die Männer die an meiner Seite gekämpft haben nach Ehre, die Frauen und Kinder die ihren Vater nur mit Eiche zwischen dem Gesichtern noch einmal sehen konnten, weil von dem Gesicht nichts mehr übrig war. Das ist Krieg, man muss sich den Auswirkungen bewusst sein.“

Der Gastgeber wirkt nervös und spielt an seinen Karten herum. Der General starrt ihn mit einem Blick eiserner Überzeugen an. Das Publikum hat den Atem angehalten.

„Ich war dort nach dem Planetenkrieg wissen Sie. Ich hab die Zerstörung mit eigenen Augen gesehen und Cordia ist immer noch nicht wieder aufgebaut, geschweige denn geeint. Wenn das ein Planetenkrieg verursacht dann bete ich, dass wir keinen offen Konflikt mit den Lacerianern anfangen werden. Ich frage mich ob etwas übrig bleiben wird.“

„Nu- Nun meine Damen und Herren, d-damit sind wir am Ende unsere heutigen Sendung. Vielen Dank Herr General, dass sie mir heute Gesellschaft geleistet haben.“



-- Ausschnitte einer nicht ausgestrahlten Folge der Sendung "Altes Eisen"

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